Blutegeltherapie

Die Blutegeltherapie ist eines der ältesten Heilverfahren der Alternativmedizin. Sie bekämpft und lindert lokale Schmerzsyndrome. Mittlerweile ist durch Studien belegt, dass die Behandlung mit Blutegeln teilweise einer konventionellen Therapie überlegen ist. Eine im Jahr 2004 von der Karl und Veronica Carstens-Stiftung durchgeführte Studie zeigt, dass der Einsatz von Blutegeln bei 80% der an Arthrose Erkrankten eine bessere Schmerzlinderung als die Applikation einer schmerzstillenden Salbe bewirkt. Auch die von der Universität Duisburg-Essen 2009 durchgeführte „Randomisierte kontrollierte Studie zur Wirksamkeit der Blutegeltherapie bei symptomatischer Rizarthrose“ verweist auf die Überlegenheit dieses alternativen Heilverfahrens gegenüber der herkömmlichen Arzneimittel-Therapie.

Blutegel
Blutegel

Je nach Beschwerdebild kommen unterschiedlich viele Blutegel zum Einsatz. Die Egel werden mit einer Pinzette auf der Haut aufgebracht. Um ein wandern bzw. herunterfallen der Tiere zu verhindern, werden sie vom Therapeuten mit einem umgedrehten Glas in ihrem „Arbeitsbereich“ gehalten. Der Egel dringt dann mit seinen winzigen Zähnchen in die Haut ein. Während des nun erfolgenden Saugens wird gleichzeitig das Speichelsekret und dessen Wirkstoffe in die Blutbahn abgegeben. Das Eindringen in die Haut ist schmerzarm und mit einer Brennessel oder einem Mückenstich vergleichbar.

Die Wirkung der Blutegel-Behandlung kommt über bioaktiven Stoffe wie Hirudin und Eglin zustande. Diese befinden sich im Speichel des Blutegels und werden während einer Behandlung in das Gewebe abgegeben. Sie wirken entzündungshemmend, entkrampfend, blutverdünnend und schmerzstillend.

Die Behandlung mit Blutegeln fördert den Fluss der Lymphe und des Blutes, die Aktivität des Immunsystems und die Wundheilung. Zudem zählt sie zu den Ausleitungsverfahren und hat durch den bei der Behandlung erfolgenden kleinen Aderlass eine entgiftende Wirkung auf den Organismus.

Bei folgenden Erkrankungen und Beschwerden kann eine Blutegel-Therapie in Erwägung gezogen werden:

Wer auf die Blutegelbehandlung verzichten sollte

Die Blutegeltherapie ist im Prinzip fast frei von Nebenwirkungen. Dennoch gibt es auch bei diesem Verfahren bestimmte Faktoren und Patientengruppen, bei denen eine Behandlung nicht angezeigt ist:

  • Einnahme von blutgerinnungshemmenden und blutverdünnenden Präparaten (Marcumar, Acetylsalicylsäure und ähnliche)
  • Hämophilie
  • Erosive Gastritis
  • Bekannte Allergie auf den Wirkstoff Hirtin
  • Bereits vorhandene Schwächung des Immunsystems
  • Blutarmut
  • Wundheilungsstörungen
  • Frauen in der Schwangerschaft

Empfindliche Tierchen

Damit die Blutegel ihre Arbeit ordentlich verrichten können, muss der Patient einige Vorkehrungen treffen. Obwohl man es kaum vermutet, verfügen diese Tiere neben einem Temperatursinn über einen ausgeprägten Geruchssinn. Daher dürfen die zur Blutegeltherapie vorgesehenen Hautareale einen Tag zuvor nur mit reinem Wasser gewaschen werden. Von der Anwendung von Cremes, Sprays, Deo usw. ist vor der Behandlung abzusehen.

Um eine für die Egel angenehme Temperatur sicherzustellen, werden die zu behandelten Stellen zuvor mit warmen Kompressen abgedeckt. So primitiv diese Tiere erscheinen, reagieren diese auch auf Reize wie helles Licht, Erschütterungen und Lärm. Während der Behandlung achtet der Therapeut darauf, dass diese Einflüsse ausgeschlossen werden. Nur wenn sich die Blutegel wohlfühlen, ist die Voraussetzung für eine erfolgreiche Blutegeltherapie gegeben.

Je nach „Appetit“ werden von einem Blutegel 10-20 Milliliter Blut aufgenommen. Ist sein Hunger gestillt, fällt er von ganz allein ab. In der Regel dauert eine Blutegeltherapie zwischen einer halben und eineinhalb Stunden.

Zur Vermeidung der Übertragung von Infektionen, Bakterien usw. werden die Blutegel stets unter kontrollierten Bedingungen gezüchtet und selbstverständlich nur einmal eingesetzt.

Nach der Therapie

Nach der Blutegeltherapie ist es völlig normal, dass die Wunde nachblutet. Dieser Effekt ist notwendig und gewünscht. Neben einer entstauenden Wirkung wird auf diese Weise die Wunde gereinigt und von Keimen befreit. Die behandelten Hautstellen werden schließlich mit einem sterilen Verband locker abgedeckt. Am nächsten Tag wird dieser gewechselt. Nach ca. 12 - 24 Stunden ist das Nachbluten abgeschlossen.

Danach ist eine lokale Rötung der Haut und Juckreiz möglich. Nach ein bis drei Wochen ist die Bissstelle vollständig verheilt. Es kann eine sehr kleine Narbe zurück bleiben.

Obwohl die von den Egeln aufgenommene Blutmenge sehr gering ist, kann es zu einer harmlosen vorübergehenden Senkung des Blutdrucks kommen. Für an Bluthochdruck leidende Personen ist dies ein durchaus erwünschter Nebeneffekt.